miércoles, 13 de febrero de 2008

Was wäre, Wenn die Dichter Zaubern könnten?

Wenn jetzt Frühling wäre oder wenn die Sonne schiene oder eine alleinstehende hübsche Dame mich abholte oder sogar ein richtiger Regen von Himmel fiele und mir den Kopf wüschte: was täte ich, wohin ginge ich? In wessen Haus ässe ich mein Frühstückt, in wessen Bett schliefe ich, wer wäre ich?
Schliesslich bin ich seit Jahren Akademiker, Babysitter (ja, einmal wollte ich auch Bäcker werden, mit weissen Haaren, Händen, Hosen und Jacken, so als wären sie voller Gips), Campingfreund, Dichter, Ehemann, Fussgänger, Gastarbeiter, hungrig, ich, Lehrer, mal munter mal müde, Nichtraucher, Pessimist, Quatschkopf, Rotweintrinker, Schifahrer, Theaterautor, vorsichtig, Walzertänzer (1. Preis in der Tanzschule Bickel) und Zahnarztpatient mit Nerven. Das ist alles wahr. Das bin ich. Irgendwann ist alles so geworden, irgendwie.
Ich bin 37 Jahre alt, Schweizwer, wohne in Frankfurt am Main, meine Frau heisst May und wenn wir ein Kind hätten, hiesse es Fanny.
Das heisst nicht, dass ich nicht manchmal gern jemand und etwas anderes wäre. Oh, ich wäre dann, statt ein alternder Autor von Romanen und Theaterstücken, ein Alpenbewohner, ein Bauer in den Bergen, ich machte Charterreisen nach China, würde vielleicht ein Däne in Dänemark, hätte die erstaunlichsten Erlebnisse, führe mit dem Fahrrad durch Frankreich, bliebe gesund, interessierte mich weniger für mich, würde Jazzmusiker, küsste komische Kindergärtnerinnen, liefe durch leere Landschaften, wäre neurgierig, optimistisch und prachtisch, wäre trotzdem traurig und zöge mir, als mein eigener Zahnarzt, alle Zähne seblst.
Oder ich veränderte, statt mich, meine Umgebung.
Ich forderte, dass überall auf der Welt die Umweltverschmutzung sofort aufhören und das alles ganz anders wären müsse, freundlicher, froher und freier.

Urs Widmer
(1938-) Schweizer